Autorin aus Leidenschaft

Petra Pauls-Gläsemann

"Wer ihre Bücher liest, entdeckt sich selbst."

Egal ob es ihr Erstlingswerk Levitikus Erben" oder "Die Briefschreiberin" ist - Petra Pauls-Gläsemann versteht es, ihre Leserschaft mit dem geschriebenen Wort zu fesseln. Nicht selten spielt die Psychologie in ihren Werken eine wichtige Rolle, die sie mit diversen Stilmitteln gekonnt einbindet, ohne den Lesefluss zu beeinflussen.

Eines ihrer hervorzuhebenden Werke ist die Erzählung VergeSSen, die 2018 über die Edition Lumen veröffentlicht wurde. Der Roman beschäftigt sich der Übermittlung von Schuld- und Schamgefühlen der Generation während des 2. Weltkrieges in Deutschland und die damit verbundene Weitergabe von "Gefühlserbschaften", die sich traumatisch auf die Nachkommen auswirken können. Anhand der Romanfiguren wird deutlich, wie jeder seine Epoche erlebt und verarbeitet - wenn er dazu überhaupt in der Lage ist.
Das Schweigen für sich brechen, Schuld anzuerkennen und die Hintergründe zu klären, das ist der Ansatz dieses Romans, mit dem sich die Autorin beschäftigt, weil sie selber ein Familientrauma aus der Nationalsozialistischen Zeit aufarbeiten musste.

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Zum Buch: Das Buch umfasst 160 Seiten und ist in sieben Kapitel eingeteilt. Bemerkenswert sind die Zitate, die jedes Kapitel umschreiben:
1. Kapitel - „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ Richard von Weizäcker
Gleich im ersten Kapitel schildert die kleine Marlene die Erinnerungen an ihre Heimatstadt Danzig und die damit verbundene Flucht nach Westen aus der Sicht eines Kindes.

2. Kapitel - "Die Ungewissheit ist schlimmer, als die Enttäuschung" Robert Burns
Die Leser begleiten die junge Leonora von Olschewik, die im 1. Weltkrieg geboren wurde, und eine ganze Familiendynastie geprägt hat. Sie ist u.a. Marlenes Mutter und Trägerin des Deutschen Mutterkreuzes in Silber. Ihre Duchsetzungskraft und ihr Mut rettete die neunköpfige Familie vor der Roten Armee. Ihr Leben versicktert in einem Gebäude aus Scham und Lüge.

3. Kapitel- „Das Reisen führt uns zu uns zurück.“  Albert Camus
Um das Erbe begreifen zu können, muss man manchmal weit in die Vergangenheit reisen. Maria von Olschewik als junge Frau zu erleben, die Hintergründe und Gründe für Ihr Handeln zu verstehen, ihre Rolle in der Familie Pawel - all das erfahren die Leser in diesem Kapitel. Sie ist die Mutter von Leonora.

4. Kapitel - „Im Waffenlärm schweigen die Gesetze.“ Marcus Cicero
Oberscharführer Johann Pawel ist der Mittelpunkt in diesem Kapitel. Es stellt sich die Frage, wie ein normaler Mensch und Familienvater zum Massenmörder werden kann, wie die Beweggründe aussehen, welchen Einflüssen dieser Mann ausgesetzt war. Der Einblick in sein Denken und Handeln ist erschütternd und wirft teilweise ein ganz neues Licht auf das historische Geschehen.

5. Kapitel - „Es liegt im Stillesein eine wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche.“ Dietrich Bonhoeffer
Hier kommt die Nachkriegsgeneration zu Wort. Mirjam, die Enkeltochter von Johann und Elenora, die ihre Großeltern nicht wirklich kannte, will mehr über ihre Herkunftsfamilie wissen, doch ihre Mutter Marlene kann sich an nichts mehr erinnern. Nur bruchstückweise kommen alte Erinnerungen ab und zu hoch, die alles in Frage stellen.

6. Kapitel - „Wer die Wahrheit hören will, den sollte man vorher fragen, ob er sie ertragen kann.“ Ernst R. Hauschka
Die Begegnung mit dem Danziger Juden, Hans Rosenbaum, bringt eine schicksalsreiche Wende mit sich. Mirjam kann aber die Wahrheit nicht  wirklich glauben; sie kann das Trauma nicht durchbrechen, das sie und ihre Familie erreicht hat.

7. Kapitel - „Wer Reue zeigt, den soll man nicht an seine früheren Sünden erinnern.“ Jüdisches Sprichwort
Im letzten Kapitel endlich schließt sich der Kreis. Mara, Mirjams Tochter, ist in der Lage, nach einem Besuch im Konzentrationslager Stutthof die Spuren ihrer "Täterfamilie" zu rekonstruieren. Mit Hilfe seltsamer Zufälle gelingt es ihr, das jahrzehntelange Schweigen zu brechen.

 


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